Stahlkonstruktion für E-Schrott-Recyclinganlage in England
Ob Handy, PC, Kaffeemaschine, Mikrowelle, Fernseher, Spielkonsole oder MP3-Player – die Liste der elektronischen Geräte, die wir täglich benutzen, ist lang. Was aber passiert mit ihnen, wenn sie defekt sind oder wir sie nicht mehr brauchen? Wollen wir unsere praktischen Begleiter entsorgen, werden sie plötzlich zu einem Problem für die Umwelt. Rund 40 Millionen Tonnen Elektroschrott fallen nach Angaben der europäischen Umweltbehörde jährlich an. Schadstoffhaltiger Müll, an dem allein die Bundesrepublik einen Anteil von 1,8 Millionen Tonnen trägt.
Um dem wachsenden Müllberg entgegenzuwirken, hat die Europäische Union vor einiger Zeit gesetzliche Maßnahmen zur Vermeidung von Abfällen und einer umweltverträglichen Wiederverwertung beschlossen. Bei der fachgerechten Aufbereitung einzelner Bauteile kommen speziell auf Elektrogeräte auslegte Recyclinganlagen zum Einsatz. Im Auftrag eines weltweit operierenden Herstellers aus Süddeutschland fertigte STAHLBAU IHNEN die Stahlkonstruktion für eine Elektro- und Elektronikschrott-Recyclinganlage, die zur Zeit in England montiert wird.
Lieferung und Montage just-in-time
In nur fünf Wochen Bauzeit wurden Traggerüst, Laufflächen und Treppenanlagen in Aurich erstellt. Konstruktiv lag die besondere Aufmerksamkeit auf den hohen dynamischen Kräften und Vibrationen, die beim Betrieb der Anlage auf den 70 Tonnen schweren Stahlbau einwirken. „Da es sich hier nicht um eine starre Konstruktion handelte, wie beispielsweise im Hallenstahlbau, waren besondere statische Berechnungen notwendig.“ erklärt IHNEN-Konstruktionsleiter Johann Meyer, der gemeinsam mit seinem Kollegen Egon Priet die Planung ausführte. Besonders stolz ist das STAHLBAU IHNEN-Team darauf, dass die Stahlkonstruktion perfekt mit der Recyclingtechnik harmonierte. „Anhand der gelieferten Maschinenbauzeichnungen haben wir das passende Gerüst entworfen. Da die Anlage aus 18 verschiedenen Stationen besteht, war hierfür ein hohes Maß an Fachwissen und Präzision nötig.“
Kompetenzen, über die das Stahlbauunternehmen verfügt, wie auch der Einsatz von Montageleiter Alfred Oltmanns und Metallbauer Timo Lange beim Endkunden in England beweist. Nach der Vormontage in Aurich wurde der Trägerbau für die E-Schrott-Recyclinganlage in seine Einzelteile zerlegt, auf vier LKWs verladen und an seinen Bestimmungsort nach Daventry in Northamptonshire, England, verfrachtet. „Bei der Kalkulation des Transportes hatte ich schon Lampenfieber“, so Johann Meyer. „Schließlich musste alles so geplant werden, dass Lieferung und Montage just-in-time stattfinden können.“ Der Transport und auch der Aufbau in Kooperation mit den Mitarbeitern der süddeutschen Herstellerfirma verliefen reibungslos. „Die Zerkleinerungsmaschinen und Förderbänder führen teilweise durch den Stahlbau hindurch. Damit alles genau passt, haben wir die einzelnen Komponenten Hand in Hand mit den Anlagenbauern zusammengefügt“, erläutert Timo Lange. Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten war bei der Montage neben Teamwork auch Improvisation gefragt. „Da wir mit einfachen Hebe- und Transportwerkzeugen gearbeitet haben, konnte immer nur einer von uns montieren, während der andere das Fahrzeug bediente. Es hat jedoch alles einfandfrei geklappt“, fügt Alfred Oltmanns hinzu, der bereits mehrere Anlagen dieser Art installiert hat.
Die Inbetriebnahme der E-Schrott-Recyclinganlage, deren Baukosten sich auf rund 5 Millionen Britische Pfund belaufen, ist für Anfang kommenden Jahres vorgesehen. Durch einen patentierten Querstromzerspaner werden dann Haushaltsgeräte, Computer und Unterhaltungselektronik zerkleinert und dem Wertstoffkreislauf zugeführt. Im Anschluss an die vollautomatische Aussortierung stehen ihre einzelnen Bestandteile wie verschiedene Metallsorten, Platinen, Kabel, Batterien, Kunststoffe und kleine Magneten zum Weiterverkauf bereit.