Der Hübner EnergyContainer® versorgt Rettungsdienste oder Bautrupps über einen langen Zeitraum mit Energie.
Fernab des Stromnetzes, etwa bei Rettungseinsätzen in Krisenregionen, ist die Energieversorgung eine große Herausforderung. Wie sollen Lazarette Strom beziehen, wie kann Wasser für die Abtötung von Keimen oder das Erwärmen von Speisen erhitzt werden, was treibt die Geräte an? Auch auf Baustellen in unwegsamem Gelände oder bei abgelegenen Satellitenstationen ist Strom ein Luxusgut. Und entsprechend teuer: bislang werden meist Dieselgeneratore für die Energieversorgung eingesetzt. Doch den Kraftstoff vor Ort zu transportieren bedeutet einen erheblichen Aufwand. Wenn man die Kosten für Logistik und Sicherheit dazurechnet, kann der Preis für einen Liter Diesel schnell ins Unermessliche steigen.
Die Firma Johannes Hübner GmbH aus Gießen entdeckte hier ein großes Marktpotenzial. Der Weltmarktführer für Drehimpulsgeber für die Schwerindustrie entwickelte ein System, bei dem der Generator durch zwei zusätzliche regenerative Energiequellen entlastet wird. Eine Solaranlage sowie eine Windturbine sorgen für die Grundversorgung und speisen 24 Akkus. Nur bei besonders hohem Bedarf oder wenn keine Sonne und kein Wind nutzbar sind, springt der Generator ein. Ein spezielles Management System nutzt alle Ressourcen optimal aus und spart wertvollen Kraftstoff. Je nach Einsatzgebiet erhält man auf diese Weise ein Jahr lang Energie – ohne Wartung, ohne Nachschub, ohne Stromnetz.
Der Clou: um schnell und sicher an jeden Ort der Welt zu gelangen, sollte das gesamte System in einem 20-Fuß-Standardcontainer untergebracht werden. Diesen zu entwickeln war Aufgabe von IHNEN AURICH. Zwei bis drei Wochen Zeit hatte der Maschinenbautechniker Jan Eeten, um aus dem Konzept den Hübner EnergyContainer® zu machen. „Wir hatten bei STAHLBAU IHNEN bereits unzählige Modulsysteme für elektrotechnische Anlagen hergestellt“, erzählt Jan Eeten. „Aber für die Firma Hübner den EnergyContainer® mit seinen ganzen zusätzlichen Komponenten im Container-Standardmaß von 20 Fuß zu entwickeln, war eine wirklich neue Herausforderung.“
Fertigung exakt nach internationalem Maß
Der begrenzte Raum erwies sich als größtes Hindernis bei der Planung. Während eines Transports zum Einsatzort müssen die Solaranlage und die Windturbine inklusive 15 Meter langem, zerlegbarem Mast sicher verstaut sein. Im Einsatz dagegen, wenn Solaranlage und Windturbine außen am Container angebracht ihren Dienst versehen, benötigt man genügend Platz, um sich zwischen den fünf Dieseltanks und den 24 Batterien noch bewegen zu können. Hinzu kamen die Wünsche der Techniker. „Da musste dann hier noch ein Schalter, da noch eine Dose hin,“ erinnert sich Jan Eeten. „Aber ich hatte von Anfang an immer noch Platz gelassen z. B. für eine Kabeltrommel. Und da kam dann auch prompt eine Kabeltrommel hin.“ Weiterhin im Container: ein Abluftsystem für den Dieselgenerator, außerdem befindet sich am Boden ein spezielles Rollensystem zum leichteren Be- und Entladen des Containers. Vor allem die unhandlichen Masten können so leicht in das Innere des Containers hineingerollt werden.
Zusätzliche Stabilität durch Spezialstahl
Herausforderung Nummer 2: die Stabilität. Normalerweise muss ein Container 2 G, sprich die zweifache Erdanziehung, aushalten. Johannes Hübner hatte für seinen neuen Energiecontainer aber eine größere Festigkeit geplant: der HEC sollte gleich 4 G, also eine Kraft von der vierfachen Erdanziehung, unbeschadet überstehen. Das ging nur mit einem Container mit besonderen Merkmalen. Jan Eeten plante eine dickere Wandstärke ein als gewöhnlich, gefertigt aus S355-Stahl. Größere Schrauben verbindungen und Windverbände (kreuzähnliche Verstrebungen) verstärken den Rahmen. Dazu kommen Rollsicken auf den Wänden, diese Auswölbungen verleihen den Wänden zusätzliche Stabilität. Knapp zehn Tonnen bringt der Energiecontainer voll beladen auf die Waage.
Rund zwei Wochen benötigte das Team von STAHLBAU IHNEN, um aus dem Konstruktionsplan einen Prototypen zu fertigen – pünktlich zur Messe HUSUM WindEnergy 2010. Auf dieser weltweit größten Fachmesse für Windenergie an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste, auf der auch STAHLBAU IHNEN mit einem Stand vertreten war, stellte Johannes Hübner den EnergyContainer® erstmals vor. Mit der außen aufgestellten Solaranlage und der Windturbine samt aufgerecktem Mast beeindruckte der Container das Fachpublikum. Viele Besucher erkannten, welches Einsparpotential mit dem weißen „Stahlkasten“ verbunden ist. Auch wenn der EnergyContainer® natürlich seinen Preis hat. Jan Eeten lächelnd: „Das ist nichts, was man in den Vorgarten stellt, um sich den Stromanschluss zu sparen.“
Die komplette Ausgabe der I-motion 2/2010 mit dem Artikel des EnergyContainers® lesen Sie hier.