Ein Weihnachtsbaum im heimischen Wohnzimmer misst vielleicht zwei Meter. Der wohl berühmteste Weihnachtsbaum der Welt, alljährlich vor dem New Yorker Rockefeller Center, erreicht meist um die 25 Meter Höhe.
Alles Peanuts im Vergleich zum „Árvore de Natal“ in Rio de Janeiro, dem stählernen Weihnachtsbaum zu Füßen der berühmten Christusstatue im Süden der brasilianischen Metropole. Stolze 85 Meter ragt das Bauwerk in die Höhe. Jedes Jahr wird es auf Flößen am Ufer der Lagune Rodrigo de Freitas neu aufgebaut. Und es wächst ständig: Beim ersten Auftritt 1996 war der Baum erst 48 Meter hoch. Als er drei Jahre später bereits 76 Meter erreichte, erklärten ihn die Herausgeber des Guiness Buch der Rekorde zum „höchsten schwimmenden Weihnachtsbaum der Welt“.
Insgesamt 542 Tonnen bringt die Stahlkonstruktion auf die Waage. Mehr als drei Millionen Mikro-Kabelbirnen, über 100 Kilometer glimmernde Röhren und 2.100 Blinklichter zeigen in der Weihnachtszeit abends ab halb acht stündlich wechselnde Motive. Die Eröffnung mit Show und Feuerwerk gilt nach Karneval und Silvester als drittgrößtes Event in der Stadt am Zuckerhut. Insgesamt verbraucht der Baum in einer „Saison“ bis zum Dreikönigstag so viel Strom wie eine 300.000-Einwohner-Stadt in fünf Tagen. Doch Rio, immerhin Gastgeber des UN-Klimagipfels 2012, will die gesamte Energie mit zwei Biodieselgeneratoren erzeugen, deren CO₂-Ausstoß durch den Anbau neuer Pflanzen und Bäume ausgeglichen werden soll.
Auch Brasiliens größte Metropole São Paulo hat die Faszination stählerner Weihnachtsbäume entdeckt. Im Gegensatz zum Exemplar in Rio de Janeiro ist die Ausgabe in São Paulo, aufgestellt auf einem Grünstreifen inmitten des urbanen Verkehrschaos, allerdings nur 75 Meter hoch. Doch die Konkurrenz der beiden Städte hat sich nach Karneval und Fußball längst auch auf Weihnachten übertragen: Auch der Baum in São Paulo wächst von Jahr zu Jahr – von 2002 bis 2011 um über 20 Meter.